Lufthanseat - Mitarbeiterzeitung der Deutschen Lufthansa /28. September 2001 /Nr. 913 - Seite 3
Interview Ansprechpartner bei Ängsten |
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Ein Interview mit Diplom-Psychologe Reiner Kemmler ? Im Zusammenhang mit der angespannten Situation im Luftverkehr gibt es auch bei Lufthanseaten Sorgen und Ängste. Was tut Lufthansa, um ihnen in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen? ! Wir haben ein sehr hohes Sicherheitsbedürtnis und halten die Risiken für Passagiere und Besatzungen stets so klein wie möglich. Nach belastenden Ereignissen stehen CISM-Ansprechpartner für das fliegende Personal zur Verfügung, um durch Aufklärung oder gezielte Einsatz-Nachbesprechungen (CISM-Debriefings) sowie Vermittlung von Trauma- und Nottall-Experten oder Therapeuten gesundheitlichen Störungen vorzubeugen. Für alle Lufthanseaten gibt es das Angebot, die CISM-geschulten Mitarbeiter der Lufthansa Sozialberatung und des ärztlichen Dienstes in Anspruch zu nehmen. Allerdings dürfen therapeutische Maßnahmen nur von externen Fachleuten durchgeführt werden. ? Was raten Sie unseren Mitarbeitern für die Bewältigung der furchtbaren Ereignisse? ! Die mentale Bewältigung ist das geringere Problem, obwohl diese angesichts der Brutalität ein Flugzeug samt Insassen als Bombe zu benutzen, für uns rational schwer nachvollziehbar ist. Das viel größere Problem ist die emotionale Bewältigung, denn diese besteht in der Konfrontation mit dem Risiko und der Angst, sein Leben zu verfieren. Da die Verkehrsluftfahrt einen der sichersten Transportbereiche darstellt, machen sich viele Menschen keine Gedanken über das Risiko, das im Katastrophenfall steckt. Oder es wird verdrängt. Jetzt sind wir alle damit schmerzlich und brutal konfrontiert und müssen unsere Lage neu überdenken. Keiner, der fliegt, kommt um diese Auseinandersetzung herum. Als beste Strategie im Umgang mit diesem Thema hat sich aus fachlicher Sicht erwiesen, auch im Zweifelsfall weiter zu fliegen. Eines steht fest: bei Lufthansa und allen anderen sicherheitsorientierten Airlines wird nur geflogen, wenn ein Risiko weitestgehend ausgeschlossen werden kann. Darauf können sie sich verlassen. ? Brauchen wir weitere freiwillige Helfer in den Betreuungsteams? ! Angesichts der Erfahrungen in
den letzten Wochen, vor allem SAT -Mitarbeiter. Alle, die sich mit dem
Gedanken befassen, in den Teams mitzuarbeiten sollten sich jedoch gerade
angesichts der Ereignisse vom 11. September genau prüfen, ob sie sich
den mentalen, emotionalen und zwischenmenschlichen Anforderungen gewachsen
fühlen. red |