| ||
|
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die internationalen Airlines befinden sich in der Doppelkrise. Weltweite Wirtschaftsschwäche und die Terrorfurcht nach den US-Anschlägen schüttelt selbst die Stärksten der Branche. Wer wird die Flaute überleben?
Das zu Ende gehende Jahr hat bleibende Spuren in der Luftverkehrs-Industrie hinterlassen. Mehr als 100 000 Beschäftigte kostete der Einbruch weltweit den Job. Die Branche verlor nach Schätzung des internationalen Luftverkehrsverbands bis zu 10 Milliarden US-Dollar. Airlines, Flughäfen, Flugzeughersteller: Die Wucht des Rückschlags traf sie alle und härter als die Folgen des Golfkriegs vor zehn Jahren. "Der 11. September hat den Weltluftverkehr extremer verändert als jede Krise zuvor", urteilt Lufthansa-Chef Jürgen Weber. "Anschläge haben die Negativentwicklung beschleunigt" Schlagartig sind die schon zuvor spürbaren Probleme wegen teurer Treibstoffpreise und der Wirtschaftsflaute in den USA, Europa und Japan verstärkt worden. "Die Anschläge haben die Negativentwicklung spürbar beschleunigt, nicht aber hervorgerufen", heißt es in einer Studie der Dresdner Bank. Sie lösten aber einen harten Schub für Veränderungen aus. Angesichts massiver Buchungsrückgänge strichen etliche Gesellschaften ihren Flugplan zusammen und verringerten unprofitable Überkapazitäten vor allem auf den Nordatlantikstrecken.
Selbst renommierte Gesellschaften wie Alitalia, die spanische Iberia oder die niederländische KLM könnten nur noch unter dem Dach eines größeren Partners überleben, lauten die Szenarien. Ob ihnen die Stunde der Wahrheit tatsächlich schlägt, ist aber auch von den Regierungen abhängig. "Fluggesellschaften sind nationale Status- Symbole, die nicht leicht aufgegeben werden", gibt Helaba-Experte Lau zu bedenken. Die Lufthansa macht denn auch hartnäckig Front gegen Subventionen für angeschlagene Wettbewerber. Silberstreif am Horizont? Mit Vorhersagen über ein Ende der Krise halten sich Experten und Gesellschaften zurück. Zwar blitzt ein leichter Lichtstreif am Horizont, wenn etwa die Lufthansa nach der Einigung mit den Beschäftigten auf ein Sparpaket ohne Kündigungen 15 Großraumflugzeuge vom Typ Airbus A380 ordert. Die Unsicherheit der Branche werde aber bis mindestens Ende 2002 dauern, erwarten die Experten der HypoVereinsbank. Noch immer ist unklar, zu welchem Preis Flugzeuge künftig gegen Schäden am Boden durch Krieg und Terror versichert sein werden. Flughäfen und Flugsicherungen verlangen höhere Gebühren. Passagiere werden vorerst weiter mit Sicherheitszuschlägen auf den Ticketpreis zur Kasse gebeten. Billigangebote seien kein Heilmittel, das Vertrauen verunsicherter Kunden zurückzugewinnen, sagt der Frankfurter Unternehmensberater für Krisenmanagement, Peter Höbel. "Luftverkehr ist ein hochwertiges, sicheres Produkt, das seinen Preis hat." Auch schwer bewaffnete Patrouillen an den Schaltern seien psychologisch nicht beruhigend, sondern eher angstfördernd. Die eigentliche Krise sei in den Köpfen der Menschen entstanden und müsse dort auch gelöst werden - mit vertrauensbildenden Werbebotschaften von Geborgenheit, Sicherheit und Sympathie. Sascha Meyer, dpa
|
|